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Kann die Farbe sich selbst bewegen?

Ein Bericht über rosa m hesslings Werk

Han Yan

In der Ausstellung Mostly Monochrome (23. Januar – 14. März 2015) in der Münchner Galerie Renate Bender befindet sich im Hauptraum ein dreiteiliges Werk (Abb. 1-3, Grünkraft), in dem sich die Farbe durch unterschiedliche Sicht-Positionen des Betrachters von Grün zu Blau verändert. Dieses zauberhafte Werk schuf die Künstlerin rosa m hessling (*1954).

Die Arbeiten überraschen den Betrachter, da je nach Position und Lichtverhältnissen die Bilder in hohem Maße ihre Erscheinung und Farbigkeit verändern. Wie ist das möglich? Kann die Farbe sich wirklich selbst bewegen? In der Tat hängt der magische Prozess von den speziellen Pigmenten, zu denen auch Interferenzpigmente zählen, ab. Zu ihren Eigenschaften gehören parallele Lichtbrechungen/Wellenüberlagerungen, die bestimmte Farbigkeiten des Spektrums sichtbar machen. Geringste Schwankungen des Sonnenlichts, das auf die Bildoberfläche trifft und ebenso minimale Veränderungen der Betrachtungsposition lassen mitunter extrem unterschiedliche Farbwirkungen wahrnehmen. 

Wie entstehen diese Bilder? Prozesshaft lässt die Künstlerin immer wieder die von ihr speziell angemischten und in Lack gebundenen Pigmente auf den flach liegenden Bildträger fließen. Durch diese ständige Bewegung wird der Lack bis zum Anziehen der Farbmischung sozusagen „gemalt“ und bildet damit die Voraussetzung für die erlebbare Veränderung der Farbe. 

rosa m hesslings Werke lösen damit ein ganz neues Farberlebnis aus, weil der Zuschauer selbst entscheiden muss, wie und von welchem Winkel er den Bildern begegnet. Und nur mit dieser speziellen Erfahrung kann jeder in Hesslings Arbeiten eigene Farben für sich entdecken. 

Abb.1 Grünkraft, Pigment, Lack auf Aludibond, 30 x 95,4 cm, 2014, Ansicht 1
Abb.2 Grünkraft, Pigment, Lack auf Aludibond, 30 x 95,4 cm, 2014, Ansicht 2
Abb.3 Grünkraft, Pigment, Lack auf Aludibond, 30 x 95,4 cm, 2014, Ansicht 3
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